Dissertation zum Lebenslernen


Durch Klicken auf den Button gelangen Sie zur Online-Veröffentlichung der Dissertation im "Digitalen Repositorium" der TU Berlin.

Thomas Stöckli hat im Rahmen einer Dissertation an der Technischen Universität Berlin bei Prof. Hanns-Fred Rathenow eine umfassende Forschungsarbeit zum Thema "Lebenslernen" erstellt. Das Forschungsvorhaben konnte mit der wissenschaftlichen Aussprache im Mai 2011 erfolgreich (summa cum laude) abgeschlossen werden. Thomas Stöckli bedankt sich an dieser Stelle für die ausgezeichnete Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern des Instituts und bei allen "critical friends", Experten und Jugendlichen, die durch ihre Gespräche, Interviews und Feedbacks maßgeblich zum guten Gelingen dieses aufwändigen Forschungsvorhabens beigetragen haben.

 

Die schriftliche Arbeit ist als Buch im Universitätsverlag der TU Berlin erschienen und kann für CHF 38.- resp. 29,90 Euro u.a. beim Institut für Praxisforschung bestellt werden. Darüber hinaus ist die Dissertation als Online-Version im "Digitalen Repositorium" der TU Berlin frei zugänglich (siehe links). Der Titel der Dissertation lautet: "Lebenslernen: Ein zukunftsfähiges Paradigma des Lernens als Antwort auf die Bedürfnisse heutiger Jugendlicher im Hinblick auf ein neues Verständnis von Schule".

 

Das Thema "Lebenslernen" steht auch weiterhin im Zentrum der Institutstätigkeit, wobei der Umsetzung der im Rahmen der Dissertation entwickelten Aktionsideen eine wesentliche Bedeutung zukommt, so dass sowohl neue als auch bestehende Initiativen von den Erkenntnissen und Ergebnissen der Dissertation profitieren können.

 

Bei Fragen oder Anregungen zu diesem Thema wenden Sie sich bitte direkt an Thomas Stöckli: thomas.stoeckli@institut-praxisforschung.ch

Rezension // Abstract

Die stillen Revolutionäre

Gedanken einer Schülerin zum Buch "Lebenslernen" von Thomas Stöckli

von Linda Bläsi

 

Download
Linda Blaesi (2011) Die stillen Revoluti
Adobe Acrobat Dokument 720.8 KB

 

 


Lebenslernen: Ein zukunftsfähiges Paradigma des Lernens als Antwort auf die Bedürfnisse heutiger Jugendlicher

Mit der Entwicklung des pädagogischen Konzepts „Lebenslernen“ verfolgt das Institut für Praxisforschung das Ziel, einen Beitrag zur Verwirklichung zeitgemäßer Schulen für Jugendliche zu leisten. Dabei sollen die Jugendlichen durch eine neue Form des Lernens in ihren Bedürfnissen angesprochen und gefördert werden. Das Lebenslernen kombiniert das schulische Lernen mit dem Lernen in Langzeitpraktika, Projekten und in realen Lebenssituationen. Auf diese Weise sollen die Schülerinnen und Schüler die Erfahrung einer gesellschaftlich bedeutsamen Partizipation gewinnen, Einblicke in gesellschaftlich relevante Themen erhalten und diese mitgestalten sowie Fragen der eigenen Berufsfindung konkretisieren.

 

Im Rahmen einer Dissertation an der Technischen Universität Berlin hat Thomas Stöckli als Leiter des Instituts für Praxisforschung die wissenschaftliche Grundlage für das pädagogische Konzept des „Lebenslernens“ gelegt. Darauf aufbauend wird das Institut in Zukunft Institutionen und Projekte in einer beratenden Funktion bei der Umsetzung des Konzepts begleiten. Darüber hinaus steht das Institut Kooperationen mit anderen wissenschaftlichen Einrichtungen aufgeschlossen gegenüber, um dem Konzept des Lebenslernens eine möglichst fundierte und breit angelegte Basis zu geben.

 

Lebenslernen im Unterricht und an externen Lernorten

Dem pädagogischen Konzept des Lebenslernens liegt die Überzeugung zugrunde, dass Schülerinnen und Schüler insbesondere dann für das Leben lernen, wenn sie unmittelbar im und vom Leben lernen. Dieses Lernen kann sowohl an externen Lernorten wie beispielsweise in einem Betrieb als auch in der Schule, in Form von Praxisprojekten, oder in der Freizeit stattfinden.

 

Wirkung von Lebenslernen: Durch das Lernen im Leben werden die Lerninhalte und der Lernprozess als relevant und bedeutsam erfahren, da die Schüler eine erfüllende und sinnstiftende Funktion innerhalb der Gesellschaft erhalten. Dabei soll den Schülern die Gelegenheit eröffnet werden, für ihr Handeln sowohl Wertschätzung und Anerkennung als auch ein Gefühl des Dazugehörens und des Zusammenhalts zu erfahren. Grundlegend dafür ist, dass die Lernprozesse aus einer inneren Motivation angenommen werden und nicht durch äußere Vorgaben bestimmt sind.

Durch die Lebensnähe gewinnen die Schüler einen Einblick ins reale Leben und können dort ihre Talente, Neigungen und Interessen erkennen sowie ihre Fähigkeiten und Kompetenzen erproben und weiter ausbauen. Das hilft ihnen bei der Bewältigung ihrer persönlichen Lebensaufgaben und Lebensfragen. In diesem Sinne soll vom Lebenslernen auch ein positiver Effekt auf die individuelle Berufsorientierung und Berufswahl ausgehen, welcher aber bewusst nicht das zentrale Anliegen des Lebenslernen ausmacht.

 

Bedeutung und Ziel des Lebenslernens: Wir sind der Überzeugung, dass Kompetenzen heute und in Zukunft immer wichtiger werden und reines Sachwissen an Bedeutung verliert. Das Lebenslernens soll dabei vor allem den Erwerb von Schlüssel- und Kernkompetenzen fördern, wobei ein Gleichgewicht zwischen fachlichen, methodischen, persönlichen oder sozialen Kompetenzen wichtig ist. Dabei gilt es immer zu berücksichtigen, dass diese Kompetenzen nicht auswendig zu lernen sind, sondern nur durch Erfahrungen „im Tun“ erworben werden können.

Ziel des Lebenslernen ist es, dem Einzelnen zu helfen, eine ganz individuelle und stabile Persönlichkeit zu entfalten. Auf diese Weise soll die Zukunftsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler gefördert werden. Unter Zukunftsfähigkeit verstehen wir, dass der Einzelne in der Lage ist, sein Leben eigenständig, selbstbestimmt und frei zu gestalten und zu meistern.

 

Realisierung des Lebenslernens: Schüler, Lehrer, Schulleitung und Eltern können das Konzept des Lebenslernens im gesamten Schulalltag verankern oder es in einzelne Unterrichtseinheiten einfließen lassen. Dazu bietet sich vor allem das Projektlernen an, wobei die Schule oder ein Unterrichtsfach gezielt mit der Umwelt verbunden wird. Diese Verbindung sollte nach Möglichkeit nicht bloß einmal im Jahr im Rahmen von ein oder zwei Projekttagen realisiert werden, sondern kontinuierlich als Lernverständnis einbezogen werden. Dabei können Projekte in einzelnen Klassen oder altersübergreifend bearbeitet werden. Das Ziel des Projektlernens ist immer, dass die Schülerinnen und Schüler bei der Bearbeitung eines Themas dessen Bedeutung erfahren und den Lernprozess sowie die Lerninhalte als relevant empfinden. Deshalb ist die Verbindung zur Umwelt und den damit verbundenen „Zeitfragen“ von größter Bedeutung. Projektlernen lässt sich dabei im Wesentlichen durch die folgenden vier Punkte charakterisieren:

 

  • Die Aufgabe ist in sich geschlossen
  • Die Ergebnisse sind in einem sinnvollen Lebenszusammenhang einsetzbar
  • Eigeninitiative, Verantwortung und Zusammenarbeit wird gefordert
  • Eine Verbindung zwischen verschiedenen Fachbereiche kann hergestellt werden

 

Im Rahmen des Projektlernens sollen vorrangig Kompetenzen wie Eigenständigkeit, Initiative, Verantwortung, Teamarbeit, überfachliches Denken oder auch soziale Kompetenzen wie Empathie und Mitgefühl gefördert werden.

Dabei ist es wichtig zu erkennen, dass dieser Prozess vor allem Zeit braucht und das Projektlernen nicht nur punktuell sondern regelmäßig durch verschiedene Projekte in den Unterricht einfließen sollte.

 

Externe Lernorte: Von besonderer Bedeutung für das Lebenslernen sind die externen Lernorte, an denen im und vom Leben gelernt werden kann. Externe Lernorte sind häufig Unternehmen und Betriebe, es können jedoch auch andere Institutionen, Organisationen und Verwaltungseinrichtungen sein. Für die Schulen ist es daher wichtig, direkte Kontakte zu verschiedenen Unternehmen und Institutionen aufzubauen und zu pflegen. Eine systematischer Aufbau eines Netzwerkes kann dabei hilfreich sein, so dass jederzeit ersichtlich ist, welche Lernorte wann, wo und für wen zur Verfügung stehen. Diese Aufgabe kann beispielsweise von einem Netzwerkmanager übernommen werden, der eine Art Bindeglied zwischen der Schule und den externen Lernorten darstellt. Des Weiteren kann der Aufbau einer Datenbank hilfreich sein, in welcher die unterschiedlichen externen Lernorte aufgelistet sind und so für die Schüler zugänglich werden.

Eine große Herausforderung stellt darüber hinaus die Betreuung der Schülerinnen und Schüler am externen Lernort dar. Zum einen sollte ein Betreuer an der Schule gegenwärtig sein, mit dem Praktika besprochen werden können und der bei Schwierigkeiten bei der Vermittlung oder während des Praktikums helfen kann. Zum anderen muss am externen Lernort ein Ansprechpartner vorhanden sein, der bei konkreten Fragen oder Problemen vor Ort behilflich ist und die Schüler direkt anleitet und einlernt.